Carmen Schneider Trainerin Herren 1

Ein Interview zum Saisonbeginn (vor Saisonunterbruch)

 

Manuela Schenker: Du bist vor gut 4 Monaten bei unserem Herren 1 als Trainerin eingestiegen und bist meines Wissens die erste Frau an der Seitenlinie des 1. Liga Teams. Woher kommst du und welche Erfahrungen bringst du mit?

Carmen Schneider: Das stimmt! (lacht) Ich bin eine Powerfrau aus Zürich und lebe seit 6 Jahren in Olten. Ich habe lange selbst Volleyball gespielt, zuerst in einigen Clubs im Kanton Zürich (Volley Rüschlikon und VBC Tornado Adliswil) und danach bei Volley Schönenwerd und VBC Gelterkinden. Wegen meiner Kreuzbandoperation und ständigen Überbelastungen, habe ich mich dann dazu entschlossen auf die Trainerseite zu wechseln. Da im SV Olten Not am Mann/Frau war, wurde ich kurzerhand Trainerin beim 2. Liga Herren- und Juniorenteam. Das unterschiedliche Niveau der Spieler war eine grosse Herausforderung. Von Anfängern bis 1. Ligisten war da alles dabei. Das Team hat sich dann nach einer Saison aufgelöst und ist abgestiegen.

Ich wollte etwas Anderes. Erst gerade fertig gespielt beim VBC Gelterkinden, wurde ich angefragt bei den U15 Juniorinnen mitzuhelfen, da eine Trainerin bei rund 30 jungen Mädels fast etwas wenig ist.

Der Wunsch eine Saison selbst durchzuplanen, zu trainieren und zu coachen hat mich immer begleitet und so bin ich dann bei euch gelandet.

 

Wie hat dich das Team aufgenommen und warum hast du dich für den BTV Aarau entschieden?

Das Team hat mich nach dem Lockdown, aber innerhalb der streng vorherrschenden Regeln, kennengelernt. Ein Probetraining mit zwei verschiedenen Gruppen wurde organisiert, welches ich dann halten durfte. Den Männern war schnell klar, da kommt eine Frau mit Power, die nehmen wir und ZAGG war die Sache beschlossen! Ich habe mich wahnsinnig gefreut und wurde mit offenen Armen empfangen. Dem BTV Aarau sind die Menschen wichtig, die mit Leidenschaft und Freude an etwas herangehen und weniger nur diejenigen, die 50 Abschlüsse mitbringen, aber nur die Leistung sehen und keine Freude haben. Aus Leidenschaft, Freude am Organisieren und dem Gedanken gemeinsam ans Ziel zu kommen, habe ich mich für den BTV Aarau entschieden.

 

 

Ist es einfach sich als Frau bei den Männern durchzusetzen und kannst du schon etwas über das Team sagen?

(lacht) Diese Frage bekomme ich oft gestellt. «Ist es nicht schwierig mit Männern?» «Warum gerade als Frau Männer trainieren?» Meine Antwort: Ich finde es ist einfacher. Männer darf und kann man auch mal anschreien und sie «hacken» einem nicht gerade den Kopf ab. Sie sind meine Männer, ich bin das Huhn im Korb und lasse mich auch gern mal von den Männer überzeugen. Es ist ein Geben und ein Nehmen und genau so soll es sein. Jeder Trainer bleibt sein Leben lang Schüler. Nur wenn wir vom gegenseitigen Feedback etwas mitnehmen, können wir gemeinsam weiterkommen. Ich kann ihnen das weitergeben, was ich sehe und wo ich das Gefühl habe, wo sich jeder Spieler verbessern kann. Im Gegenzug kann das Team mir sagen, wohin das Training gehen soll, wo sie den Schwerpunkt noch mehr legen möchten und welche Übungen sie gerne machen würden. Die Mannschaft besteht aus erwachsenen Herren, die zusammen auf einem guten Niveau Volleyball spielen und auch Spass haben möchten. Da bringt es mir nichts, nur die Leistung einzufordern. Ich habe meine Linie, die ich versuche durchzuziehen und wo ich sie von Anfang an erzogen habe. Einige hören besser zu, einige weniger, aber so hat man in jedem Team verschiedene Typen, die aufeinandertreffen und mit denen ich umzugehen weiss.

Das Team ist, finde ich, charakterlich kunterbunt gemischt und genau so liebe ich das! Habt ihr gehört meine Herren? Ich liebe euch! Spass bei Seite: Ich habe riesen Spass und liebe diesen Job und finde, dass ich ein grossartiges Team habe. Ich bin für sie da und sie für mich: «Einer für alle, alle für einen!»

 

Welche Ziele hast du dir und dem Team gesetzt?

Das mit den Zielen ist immer so eine Sache. Gerne wäre man an erster Stelle, aber am liebsten mit dem geringsten Aufwand. Das ist natürlich nicht möglich. Ich glaube, dass der Mix aus Leistung und Spass unser Ziel ausmacht und wir einen Platz im vorderen Mittelfeld anstreben. Diese Saison ist wegen dem Corona-Virus sowieso komplett anders. Dies fordert auch eine ständige Anpassung.

 

Was ist dein persönlicher Wunsch für die Saison 2020/21?

Ich wünsche mir eine coole Saison, die wir hoffentlich bis zum Schluss durchziehen können, keine Verletzungen, gute Trainings und Matches. Auch wünsche ich mir weiterhin einen guten Bezug zu den Männern zu haben und dass es «fägt» und wir die Saison mit Freude und Power rocken!