Nachgefragt bei Timo Lippuner, Headcoach NNV

 

Vor bald 1,5 Jahren wurde der NNV Aarau gegründet. Bist du mit der Entwicklung der Spielerinnen zufrieden?

Timo: Ja, mit der Entwicklung unserer Spielerinnen bin ich sehr zufrieden. Man muss aber auch sagen, dass Harry in der Auswahl der Spielerinnen für das erste Jahr ein sehr gutes Händchen gehabt hat. Es ist nicht selbstverständlich, dass bei einem neuen Projekt gleich so viele Spielerinnen dabei sind, bei welchen die Einstellung zum Leistungssport so gut gelebt wird. Ich darf eine wirklich starke und motivierte Truppe in den
Trainings betreuen – das ist ein Privileg. Der Weg ist natürlich noch lang, aber die Dynamik in der Gruppe ist sehr gut und individuell konnten wir sehr grosse Fortschritte beobachten.

Ist es leicht, in der Schweiz Athletinnen mit internationalem Potenzial zu finden?

Timo: Das ist ehrlich gesagt nach wie vor nicht so einfach. Deshalb ist es wichtig, dass es einerseits Vorbilder gibt, welchen man nacheifern kann und andererseits, dass es Strukturen wie die NNVs gibt, welche die nötigen Voraussetzungen schaffen.

Was sind die Herausforderungen?

Timo: Bei den Mädchen ist das allerschwierigste, die körperlich grossen Spielerinnen zu finden. Im Gegensatz zu den Jungs, wo Grösse als Stärke wahrgenommen und akzeptiert wird, ist das bei den Mädchen im Teenageralter eher etwas schwieriger. Die langen Hebel und die noch fehlende Kraft machen es nicht gerade einfach, im Volleyball zu bestehen und deshalb scheinen wir viele grossgewachsene Mädchen bereits im 

 

Ich darf eine wirklich starke und motivierte Truppe in den Trainings betreuen – das ist ein Privileg.

jungen Teenageralter zu verlieren. Sie erhalten im Sport noch nicht dieselbe Bestätigung wie kleinere, koordinativ starke Spielerinnen. Diesen Mädchen zu zeigen, dass sie etwas Aussergewöhnliches im positiven Sinne haben und das hervorzuheben, scheint mir die wichtigste aber auch schwierigste Aufgabe beim Talentscouting zu sein. Natürlich ist die Körpergrösse nicht alles – genau so wichtig ist eine starke Persönlichkeit und ein top Mindset für den Leistungssport. Diese Ausprägungen sind mindestens so schwierig zu finden, wie die grossen Spielerinnen.

Zwischen Weihnachten und Neujahr finden in der Betoncoupe Arena in Schönenwerd die NNV Superdays statt. Das internationale Damen-Nachwuchsturnier wird vom BTV Aarau Volleyball durchgeführt und von Swiss Volley finanziell getragen. Was ist die Idee hinter den NNV Superdays?

Timo: Der Ausbildungsauftrag mit den NNV Spielerinnen beinhaltet neben dem Trainings- und Meisterschaftsbetrieb auch die Orientierung am internationalen Niveau: Spiele gegen Teams aus dem Ausland ist eines der wichtigsten Instrumente, um den Spielerinnen die Volleyballwelt ausserhalb der Schweiz näherzubringen. Da wir in der Saisonvorbereitung und im Frühling grundsätzlich eher zu anderen Teams reisen, wollen wir solche Spiele unbedingt auch in der Schweiz austragen. Es ist natürlich noch einmal eine riesige Zusatzmotivation, im eigenen «Wohnzimmer» gegen andere Teams als in der Meisterschaft anzutreten. Zudem vermissen eingefleischte Volleyballfans
schmerzlich das ehemals alljährliche Topvolley in Basel. Es drängt sich somit quasi auf, in der Altjahreswoche einen grossen Volleyballevent anzubieten. Zudem ist es eine tolle Gelegenheit, mit dem NNV Zürich und dem U19 Nationalteam gemeinsam aufzutreten und den Nachwuchsleistungssport in den Vordergrund zu rücken. Wichtig ist uns auch die Professionalität, das Turnier wird deshalb in der Heimspielstätte des Nationalteams ausgetragen und bietet auf allen Ebenen ein professionelles Umfeld für die Teams
und die Zuschauer*innen.

 

Welche Teams werden teilnehmen und wie schätzt du das Spielniveau ein?

Timo: Die Coronasituation macht die Organisation nicht sehr leicht. Wir haben leider kurzfristig Absagen aus Italien erhalten. Neben den Schweizer Teams NNV Aarau, NNV Zürich und U19 Nati nehmen das Nachwuchszentrum Mulhouse und die Auswahl Baden Würtemberg teil.

Das Spielniveau dürfte sich im Rahmen der NLB bewegen, für das Alter der Spielerinnen (15–19) also auf jeden Fall ein starkes Volleyballniveau. Es ist natürlich immer toll, sich mit Gleichaltrigen zu messen. Wir sorgen dafür mit einem interessanten Spielplan für viele Spiele und ein intensives Turnier.

Was ist dein persönlicher Wunsch für die weitere Entwicklung des NNV Aarau?

Timo: Ich könnte hier eine lange Wunschliste vortragen, da wir noch vor vielen Herausforderungen stehen. In der aktuellen Situation wünsche ich mir aber vor allem, dass die Spielerinnen gesund bleiben und die Saison zu Ende spielen dürfen. Längerfristig wünsche ich mir, dass der NNV Aarau sich weiter etabliert und möglichst viele Spielerinnen in den Profisport vermitteln kann.